Titelseite der Annelsbacher Dorfchronik

LOTHAR LAMMER: Editorische Bemerkungen

Die Annelsbacher Dorfchronik (1) erschien erstmals als Fotokopie im Jahr 1988 und wurde nach der Herstellung durch die Gemeinde Höchst vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Annelsbach e.V. an alle damals existierenden Annelsbacher Haushalte verteilt. Durch den frühen Tod des Mitautors Werner Rux im Jahr 1986 konnte der von ihm verfasste Teil nur fragmentarisch übernommen werden. Zwar hatte Rux erkennbar ausführlich mit Fußnoten gearbeitet, diese konnten jedoch zum Zeitpunkt der Publikation nicht wieder mit aufgenommen werden, da sie im Original-Manuskript noch nicht vollständig ausgearbeitet waren und in der publizierten Fassung nur noch teilweise als Sonderzeichen erhalten waren.

Es konnte zur Neuausgabe neben der Berücksichtigung der bereits im Manuskript vorhandenen ebenfalls fragmentarischen Fußnoten auf die Materialsammlung zurückgegriffen werden, die Werner Rux für die Annelsbacher Dorfchronik zusammengestellt hatte und die sich inzwischen mit der Materialsammlung zum gleichen Projekt von Karl Benscheck unter der Signatur Z.1 im GA Annelsbach befindet. Die hier vorliegende Neuausgabe beinhaltet zuvorderst den Versuch die Belegstellen zu rekonstruieren, um somit auch eine umfangreiche Literaturliste zu erstellen. Dabei wurden die Fußnoten aus dem Originalmanuskript (2) nur dann unverändert übernommen, wenn ihr Informationsgehalt über den eigentlichen Text hinausging. Über die Rekonstruktion hinaus wurden weitere erläuternde Anmerkungen eingefügt; gegebenenfalls auch neuere Literatur erwähnt. Abgesehen von den bisher nicht vorhandenen Fußnoten und einer erweiterten Gliederung blieb der Urtext bei einer behutsamen Anpassung an die neue Rechtschreibung und bei geringfügigen redaktionellen und inhaltlichen Korrekturen unverändert. Lediglich auf inhaltliche Ergänzungen infolge des Vergleichs mit Originalquellen beziehungsweise auf Fortschreibungen wird in den Anmerkungen hingewiesen.

Der von Werner Rux und Heinrich Vock gemeinsam verfasste zweite Hauptteil der Dorfchronik, der in seiner ersten Fassung mit der Unterstützung von Karl Benscheck entstand, bedurfte nicht zuletzt aufgrund des auch hier in Teilen festzustellenden fragmentarischen Charakters einer Überarbeitung, die von Heinrich Vock selbst einige Zeit nach der Erstveröffentlichung vorgenommen wurde. Bei der hier vorliegenden Version handelt es sich daher um eine erhebliche Erweiterung des Urtextes von 1988 aus den Jahren 1991 bis 1995, die bisher nur als privates Manuskript des Autors vorhanden war. Damit weicht dieser Teil deutlich von der bisher publizierten ersten Fassung des Jahres 1988 ab. Heinrich Vock versteht seine Erarbeitung der örtlichen Geschichte ausdrücklich als Darstellung der Ortsgeschichte aus mehrheitlich eigenen Erlebnissen und Erinnerungen. Somit erlangt dieser Abschnitt eine explizite Quellenqualität für die jüngere Entwicklung. Der Verfasser hat daher auf umfängliche Fußnoten verzichtet. Auch in diesem Teil wurden bei der Edition einige wenige erläuternde Fußnoten eingefügt und die neue Rechtschreibung berücksichtigt. Bei den zusätzlich eingefügten Erläuterungen diente in erster Linie das Wörterbuch von Rudolf Kunz (3) als Hilfsmittel, das aufgrund des lexikalischen Charakters nicht bei jeder Belegstelle eigens zitiert wird.

Ergänzend zu den bereits publizierten Bestandteilen der Annelsbacher Dorfchronik, die auch die seinerzeit beigefügten Anlagen und den kurzen Abriss zum Fremdenverkehr von Karl Benscheck beinhalten, enthält diese Neuausgabe, neben anspruchsvollerer zeitgemäßer Ausstattung, die sich nicht zuletzt in der Publikation zahlreicher Abbildungen zeigt, auch weitere ortsgeschichtlich interessante Artikel zu Einzelfragen. Als Zeitdokumente der Nachkriegszeit bis in die sechziger Jahre werden hierbei erstmals einige von Hans Merkel erstellte Fotografien veröffentlicht. Eine umfassende Gesamtdarstellung war jedoch nicht zu leisten, da hierzu in erster Linie noch entschieden weiter gehende Studien im sich auf etwa neun Regalmeter erstreckenden Gemeindearchiv Annelsbach erforderlich wären. Auch die Auswertung des Archivs des Kreises Erbach im Staatsarchiv Darmstadt konnte nur in wenigen ausgewählten Bereichen geleistet werden, so dass in beiden Archiven noch zahlreiche Einzelthemen der Ortsgeschichte ihrer Bearbeitung harren.

Nach dieser überarbeiteten Version der Annelsbacher Dorfchronik folgt der ebenfalls von Heinrich Vock verfasste Aufsatz aus der Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Annelsbach-Forstel aus dem Jahr 1989 in — abgesehen von wenigen Fortschreibungen — unveränderter, lediglich an die neue Rechtschreibung angepasster Form. Hier konnte für die Brandschutzgeschichte von Annelsbach und Forstel deutlich über die bis dahin veröffentlichten Informationen hinausgehend erstmals auch das zwischen 1964 und 1987 von Schriftführer Georg Ludwig Lammer handschriftlich geführte Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Annelsbach-Forstel ausgewertet werden; lediglich der ortsgeschichtliche Teil fußt auf der im Jahr zuvor veröffentlichten Annelsbacher Dorfchronik, was zu einigen wenigen Wiederholungen führt.

An diese umfangreichen Arbeiten schließen sich zunächst einige bereits an anderen Stellen verstreut publizierte Kurzaufsätze mit deutlichem Bezug zur Annelsbacher Ortsgeschichte an. Die Abdruckgenehmigung für die Auszüge aus der Hummetröther Dorfchronik sowie für Teile des Artikels zur Schafweideberechtigung aus der Odenwald-Heimat erteilte freundlicherweise der Verfasser Karl-Heinz Winter, Bad König, wofür ihm herzlich zu danken ist.

Die literarische Verarbeitung der Existenz des mittelalterlichen Sühnekreuzes im Annelsbacher Tal stammt vom Hainstädter Lehrer und Heimatforscher Heinrich Hassenfratz (um 1860-1928) und wurde in der Zeitschrift des Odenwaldklubs (4) im Jahr 1927 erstmals veröffentlicht.

Neben diesen bereits publizierten Artikeln sollen auch neuere Forschungen zu verschiedenen Aspekten der Ortsgeschichte präsentiert werden.

So hat Heinrich Vock die Darstellung in der Dorfchronik nochmals durch seine Erinnerungen an Annelsbacher Familien im 20. Jahrhundert unter Einbeziehung der Familien der Heimatvertriebenen ergänzt.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Gasthauses Dornröschen im Jahr 1999 entstand der Abschnitt zur Hausgeschichte als Ausstellungstext, der nochmals für diese Publikation überarbeitet wurde. Im Zuge der Beschäftigung mit der Neuausgabe der Annelsbacher Dorfchronik entstanden weitere kurze Aufsätze zu Einzelfragen der Ortsgeschichte, in denen die bisher nicht ausführlich publizierten beziehungsweise verstreut vorhandenen Quellen präsentiert werden. So konnten die im Archiv der Gemeinde Höchst erhaltenen vier der ursprünglich sechs Flurkarten der Vermessung der Herrschaft Breuberg durch den Geometer Johann Adam Ley Mitte des 18. Jahrhunderts ausführlich beschrieben werden.

Auch die bisher nicht genauer untersuchte Hausgeschichte des im Urtext der Dorfchronik angesprochenen Anwesens Fleischmann konnte aufgrund der von der Gemeinde Annelsbach bis hin zur Petition im Darmstädter Landtag heftig bekämpften Ortsbürgeraufnahme des Johann Adam Fleischmann zwischen 1850 und 1856 näher ausgeführt werden. Im Verlaufe der Recherchen zu diesem Teilbereich tauchte das im Archiv bisher nicht verzeichnete Gewerbeverzeichnis von Annelsbach auf, so dass hier eine kurze Skizze zum außerbäuerlichen Gewerbe angefügt werden konnte. Die Darstellung des Kriegervereins Pfirschbach-Annelsbach als erste in Annelsbach nachweisbare Vereinsorganisation geschieht auf der Basis der vorhandenen Bild- und Textquellen, die soweit möglich ausgewertet wurden.

Es folgt als weiterer neuer Abschnit die Resultate der Vorarbeiten einer geplanten biografischen Darstellung des vormärzlichen Annelsbacher Landtagsabgeordneten Johann Friedrich König, zu dessen Person vor Ort kaum noch schriftliche Quellen vorhanden sind.

Im abschließenden Dokumentenanhang werden neben den Anlagen der Erstauflage Abschriften verschiedener in örtlichem Privatbesitz befindlicher Ehe-, Übergabe- oder Kaufverträge (5) erstmals publiziert, wobei auch hier bereits auf die umfangreiche Materialsammlung von Werner Rux zurückgegriffen werden konnte.

Als Abrundung des Dokumentenanhangs werden die aus Privatbesitz fassbaren Schulfotografien der Volksschule Pfirschbach aus den Jahren 1906 bis 1951 erstmals veröffentlicht, wobei aus dem Alter der Fotos begründete Qualitätsunterschiede auch in der Publikation zu Tage treten. Naturgemäß konnten hierbei nicht alle abgebildeten Personen eindeutig identifiziert werden. Die hier vorliegende Identifikation wurde dankenswerter Weise durch die Mitarbeit von Willi Friedrich, Frieda Hartmann, Dieter Kredel, Georg König, Sophie Lammer, Waltraud Merkel, Berta Resch, Inge Schmitz und Heinrich Vock ermöglicht. Ihnen und allen weiteren Unterstützern der Chronik sei hiermit herzlich gedankt. Sollten den Lesern/Leserinnen weitere Personen auf den Gruppenfotos bekannt sein, so nehmen die Herausgeber oder das Archiv der Gemeinde Höchst diese Informationen gerne entgegen. Auch die Sammlung weiterer historischer Aufnahmen, seien es Schul- oder Landschaftsbilder, wird von den genannten Stellen fortgeführt, so dass die leihweise oder dauerhafte Übernahme zur Reproduktion durch das Archiv der Gemeinde Höchst auch den Fortbestand dieser Zeitdokumente gewährleisten kann.

Für die Gestaltung des Einbandes wurden neben den im Gemeindearchiv Annelsbach überlieferten historischen Ortsplänen auch fotografische Ortsansichten durch den Herausgeber montiert, nicht zuletzt um auch die vorhandenen farbigen Versionen zu präsentieren.

Die aus den Editionsarbeiten hervorgegangene umfangreiche Literaturliste geht über eine ursprünglich geplante reine Bibliografie zur Annelsbacher Ortsgeschichte weit hinaus, da hier gleichzeitig die Literatur zu den wissenschaftlichen Fußnoten aufgenommen werden musste. Prinzipiell wurden alle benutzten Publikationen in die Literaturliste aufgenommen. Eine Ausnahme bilden Presseartikel, ohne ausgesprochenen Bezug zur Ortsgeschichte, die bei nur einmaliger Nennung lediglich in den Fußnoten Erwähnung finden.

Abschließend sei den Initiatoren und Mitarbeitern der ersten Version der Annelsbacher Dorfchronik, insbesondere Karl Benscheck als Ehrenvorsitzender und Eva-Maria Schicke als damalige Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Annelsbach sowie Karl Merkel als damaligen Ortsvorsteher für die unverzichtbare Initiative gedankt. Ohne sie wäre auch diese Neuauflage nicht möglich gewesen.

(1) Verkehrs- und Verschönerungsverein Annelsbach (Hg.), Annelsbacher Dorf-Chronik, 1988. (2) GA AN Z.1/27.

(3) Rudolf Kunz, Wörterbuch für südhessische Heimat- und Familienforscher (Darmstädter Archivschriften 9), Darmstadt 1995.

(4) Werner Hardes, 50 Jahre ,Die Heimat‘, in: OH (Die Heimat) 50 (1975) 7 ff.

(5) Hierzu allgemein Gerald Bamberger, Ehe- und Übergabeverträge in Hessen. Ein Überblick über Geschichte, Aufbau und Funktion (Marburger Beitr. zur Kulturforschung — Archivschriften, Heft 2), Marburg 1988.