Ausflug nach Lorsch

Die Annelsbacher Ausflügler vor der Königshalle in Lorsch
Die Annelsbacher Ausflügler vor der Königshalle

Am Sonntag, den 11. September 2016 um 10 Uhr startete der Tagesausflug des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und der Feuerwehr Annelsbach-Forstel am Dalles in Annelsbach.

Nachdem alle 17 Teilnehmer zugestiegen waren, begrüßte der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Matthias Baumann die Fahrgäste und gab Informationen zum Verlauf des Tagesausflugs.

Blick auf das Alte Rathaus mit seiner Fachwerkfassade der oberen Stockwerke und dem Glockenturm.
Das Alte Rathaus von Lorsch

Die Fahrt führte durch den Odenwald über Reichelsheim und Fürth bis nach Heppenheim an der Bergstraße. Von dort ging es weiter zum Ziel nach Lorsch.

Nach der Ankunft in Lorsch konnten die Ausflügler das Zentrum der Stadt Lorsch auf sich wirken lassen.

Altes Rathaus

Das Alte Rathaus in Lorsch mit seiner eindrucksvollen Fassade ist ein “Hingucker”. Es wurde 1715 auf einer Markthalle aus dem 16. Jahrhundert als dreigeschossiger Fachwerkbau errichtet. In der oberen Turmhaube ist ein Glockenspiel mit 23 Glocken untergebracht, das um 11, 12 und 17 Uhr erklingt.

Bis 1979 war im Alten Rathaus in den oberen Stockwerken noch die Stadtverwaltung untergebracht.

Heute befindet sich in dem Gebäude ein Café und das Fremdenverkehrsamt.

Kloster Lorsch

Im Museumszentrum begrüßte die Gästeführerin Ina von Lehsten die Annelsbacher zu einer Führung, die im Museum mit Erläuterungen zum ehemaligen Kloster begann.

Interessant war insbesondere die damalige Macht des Klosters Lorsch, denn es hatte viele Besitztümer, die über die Republik verstreut waren. Sie wurden damals im Lorscher Codex dokumentiert, der heute eine bedeutende geschichtliche Quelle von großem Wert darstellt.

Nach dieser Einführung ging es nach draußen, wo weitere Erklärungen folgten. Ina von Lehsten verstand es, die Sachverhalte sehr lebendig zu vermitteln. So war es zu keiner Zeit langweilig.

Die Ausflügler vor der Königshalle
Die Ausflügler vor der Königshalle

Um der Sonne zu entkommen, wurden immer schattige Plätze aufgesucht. Die erste Station war ein Schatten spendender Baum oberhalb der Königshalle. Danach ging es zum Basilikafragment, das eine Vorkirche der Klosterkirche darstellt.

Östlich davon stand ursprünglich eine Kirche, die durch einen Brand, der am 21.03.1090 ausbrach, völlig zerstört wurde. Damals wurden von den Burschen zum Frühlingsfest Feuerräder in die Luft geworfen. Dummerweise flog eines davon auf das damals mit Blei gedeckte Dach, das dadurch in Brand geriet.

Danach wurde die Kirche in 40 Jahren Bauzeit neu und viel größer aufgebaut.

Die Ausmaße der damaligen Gebäude werden bildlich sehr gut durch die angelegten Rasenflächen verdeutlicht, da die Umrisse durch unterschiedliche Höhen des Geländes dargestellt werden. Die Annelsbacher machten sich ein Bild davon, indem sie Teile des Areals abschritten.

Gästeführerin Ina v. Lehsten
Gästeführerin Ina v. Lehsten

Ina v. Lehsten verriet den Gästen, woher der Ausspruch “Halt die Klappe” kommt. Damals gab es in der Kirche Klappsitze für die Mönche, die allerdings einfach herunterfielen, wenn man sie nicht festhielt. Das war natürlich sehr laut. Um das zu verhindern, musste man sie langsam herunterlassen. Der Ausspruch hat also nichts mit dem Mundwerk als “Klappe” zu tun, sondern eben mit diesem Klappsitz.

Man merkte der Gästeführerin an, dass sie mit Herzblut bei der Sache ist. So machen Führungen Spaß!

Von der Vorkirche ging es über die Grünflächen in Richtung Süden bis zur Klostermauer, die früher viel höher war. In der Mauer ist ein Stein eingebaut, der sich ursprünglich allerdings an einer anderen Stelle befand. Dieser Stein war früher ein Abort.

Auch dazu hatte Ina v. Lehsten eine Erläuterung des Begriffs “Ein Geschäft verrichten”, denn tatsächlich wurden damals gerade in den öffentlichen Latrinen Vereinbarungen getroffen und Geschäfte gemacht. Das traf wohl auch für die Mönche zu.

Bei Ausgrabungen wurden auch Würfel gefunden, so dass die Mönche wahrscheinlich miteinander um Geld gewürfelt haben. Glücksspiel hinter Klostermauern.

Die nächste Station war der Kräutergarten. Auch hier hatte die Gästeführerin eine interessante Geschichte parat. Damals galt der Grundsatz, wer krank ist, wird nicht behandelt, sondern muss selbst damit klar kommen, da man ansonsten unzulässig in den göttlichen Heilsplan eingreifen würde.

Damals wurde in Lorsch das Arzneibuch geschrieben, eine Sammlung von medizinischen Schriften und Arzneimittelrezepten. Das Besondere am Lorscher Arzneibuch ist das Vorwort, in dem darauf hingewiesen wird, dass auch die heilende Wirkung der Kräuter und Heilpflanzen Gottes Gabe sei. Also warum sollten sie nicht zum Heilen von Krankheiten eingesetzt werden dürfen. Aus der Bibel, sowie aus weiteren theologischen Quellen wurde im Vorwort abgeleitet, dass es das Recht und die Pflicht sei, den Kranken zu helfen, und zwar mit den von Gott gegebenen Mitteln und Kenntnissen. Das führte zu einer Neubewertung der Medizin und das Arzneibuch fand schnell große Verbreitung.

Gemeinsames Essen im Wirtshaus Im Weißen Kreuz
Gemeinsames Essen im Wirtshaus Im Weißen Kreuz

Zum Abschluss der Führung durften die Besucher über eine Wendeltreppe in das Obergeschoss der Tor- oder Königshalle. Dort zeigte Ina v. Lehsten die Wandmalereien und erläuterte den geschichtlichen Werdegang, soweit es archäologisch bekannt ist. Es ist immer noch nicht eindeutig erwiesen, wann die Königshalle wirklich erbaut wurde. Es soll irgendwann im 8. oder 9.Jahrhundert erfolgt sein. Wir bleiben gespannt, ob die Zeit genauer ermittelt werden kann. Um 850 ist laut Ina v. Lehsten wahrscheinlich.

Essen im Weißen Kreuz

Nach der Führung fanden sich die Ausflügler im Wirtshaus “Im Weißen Kreuz” zum gemeinsamen Mittagessen ein. Nachdem sich alle gestärkt hatten, stand der Nachmittag zur freien Verfügung.

Abschluss in Annelsbach

Die Gäste sitzen auf der Terrasse im  Gasthaus Dornöschen und lassen den Tag gemütlich ausklingen
Gemütlicher Ausklang im Gasthaus Dornöschen

Gegen 17 Uhr wurde die Rückfahrt angetreten. Nach einer Stunde Fahrt trafen alle wieder wohlbehalten in Annelsbach ein.

Zum Abschluss ließen die Ausflügler den Tag im Gasthaus Dornröschen gemütlich ausklingen.

Ein ganz besonderer Dank gilt dem 1.Vorsitzenden Matthias Baumann für die Organisation dieses schönen Ausflugs.